In [Duden88] heißt es hierzu: „Im Jahre 1946 von John von Neumann vorgeschlagenes Konzept zur Gestaltung eines universellen Rechners, der technischen, wissenschaftlichen und kommerziellen Anforderungen gerecht wird. Von einigen wenigen Ausnahmefällen ... abgesehen, orientieren sich die heutigen Rechenanlagen an der Struktur dieses klassischen Universalrechners. Der Rechner ist nach folgenden Prinzipien ... aufgebaut:”
In [Duden88] heißt es weiter: „
Die Rechnerarchitektur des Von-Neumann-Rechners fällt in die Klasse der SISD-Architekturen. ”
Die grundsätzlichen Funktionen eines Steuerwerkes wurden in 2.1.5
Steuerwerk erklärt. Die Funktionsweise des Steuerwerkes des Von-Neumann-Rechners (VNR) wird hier noch
nicht erklärt, weil wir dann zu viele Punkte klären müßten, die in den folgenden Abschnitten
beim Experimentieren mit einem „lebendigen" Von-Neumann-Rechner viel leichter klar werden. Nach der Simulation
des VNR folgt Abschnitt 3.3 Nachbetrachtung: Steuerwerk, in dem wir wieder auf
das Steuerwerk zurückkommen.
Das
Rechenwerk können wir, anders als das Steuerwerk, bereits hier eingehend
untersuchen. Es besteht lediglich aus zwei Komponenten, die wir beide bereits kennengelernt haben: Der Akkumulator
ist ein einfaches Register, die Rechenlogik und die Ablaufsteuerung (die
die sogenannten flags erzeugt) bilden zusammen das, was wir als ALU kennen.
Typisch für das Konzept des Von-Neumann-Rechners ist der sparsame Umgang mit Registern – der Akkumulator ist
das einzige Allzweckregister. Er ist als ein Operand an jeder Berechnung beteiligt und nimmt danach immer das Ergebnis
auf (daher der Name – die Ergebnisse aufeinanderfolgender Berechnungen werden hier akkumuliert und bilden schließlich
das Endergebnis).
Der zweite Operand wird während der Berechnung direkt über den Datenbus geliefert – weil keine weiteren
Allzweckregister an diesen Bus angeschlossen sind, muß der Wert entweder direkt aus dem Hauptspeicher oder
aus dem Befehlsregister stammen, das wir in 2.2 Computerprinzipien
kennengelernt haben.
Die „Rechenlogik" meint hier ein Schaltnetz, das einige mathematische
Funktionen realisiert. Die „Ablaufsteuerung" tut aber mehr, als nur die jeweils gewünschte Funktion auszuwählen
– Akkumulator, Rechenlogik und Ablaufsteuerung bilden zusammen ein Schaltwerk,
mit dessen Hilfe z.B. eine Multiplikation auf mehrere Additionen zurückgeführt werden kann. Die Erweiterung
einer bestehenden ALU um die Multiplikation kostet damit praktisch nichts, eine Multiplikation mit n würde
aber n-1 Mal so lange dauern, wie eine Addition; Alternativen wären das Hinzufügen eines (relativ großen)
Schaltnetzes allein für die Multiplikation oder intelligente Mischformen.
Simuliert und bei der Arbeit betrachtet werden kann der Speicher hier.
Diese Bezeichnung steht im Konzept des Von-Neumann-Rechners für alle die Logik, die den Computer mit "draußen"
verbindet. "Draußen" bedeutet dabei nicht „außerhalb des Gehäuses", sondern "nicht
mehr zu dem eigentlichen, universellen VNR-Konzept gehörend". Eine Grafikkarte, für die allermeisten
Rechner notwendiges Bauteil zur Kommunikation mit dem Benutzer, ist bereits "draußen" – und heutzutage
bereits ein spezialisierter Rechner für sich. Zu dem Ein-/Ausgabewerk gehören also z.B. der PCI-Bus für
Einsteckkarten ebenso wie ein SCSI-Interface zum Anschluß von Peripheriegeräten und auch "klassische"
parallele (Drucker) und serielle (Maus) Schnittstellen.
Inwieweit der Von-Neumann-Rechner Grundlage heutiger Computer ist, sollte bis zum Ende dieses Abschnit-tes klar
werden. Die Abschnitte 3.3 Nachbetrachtung: Steuerwerk, 3.5
Die Speicherhierarchie und 3.6 Konzepte zur Steigerung der Verarbeitungsleistung
behandeln dann einige wichtige Erweiterungen des VNR-Konzeptes im Detail.
Obwohl die Struktur dieses klassischen Universalrechners also vielfach erweitert wurde, besonders, um die Verarbeitungsleistung
zu erhöhen, orientieren sich nahezu alle heutigen Rechenanlagen an ihr. Sie wird, wenn überhaupt, dann
von hochgradig parallel arbeitender Hardware für spezielle Anwendungsfälle durchbrochen.
John von Neumann (1903 bis 1957)
„US-amerikanischer Mathematiker österreichisch-ungarischer Herkunft; schuf die wesentlichen theoretischen
Grundlagen für programmgesteuerte Automaten, denen heute alle Digitalrechner gehorchen; Begründer der
Spieltheorie.“ [Lexikon91]
Carsten Kelling 1996 (); letzte Änderung: 17. September 1997 |